Eine vergessene Schachtel, eine vergrabene Vergangenheit, ein neugieriges Mädchen und das Schweigen wird zu schwe

Wildes Leben

Abends ziehe ich meine Vorhänge immer etwas fester zu – als könnten sie meine Wohnung am Rand des alten Friedhofs beschützen.

Seit zwanzig Jahren folge ich diesem Ritual: erst die Vorhänge, dann der Wasserkocher, schließlich die Nachrichten im Fernsehen. Das Knarren der Linden draußen gehört zum Abend dazu. Es beruhigt mich. Es bedeutet, dass alles still ist.

An diesem Freitag kam meine Enkelin Clara wie immer nach ihrer Freizeitaktivität nach Hause. Den Schlüssel in der Hand, die Hände in den Taschen, mit einem geheimnisvollen Blick.

— Hallo, Oma! sagte sie und warf ihre Tasche ab.

— Wasch dir die Hände, mein Libellchen, antwortete ich, ohne mich umzudrehen.

Sie kam mit nassen Händen zurück – und plötzlich zog sie eine alte, schmutzige, abgenutzte Holzschachtel aus der Tasche. 😯

— Schau mal, was ich gefunden habe!, sagte sie stolz.

Ich runzelte die Stirn. Eine Schachtel vom Friedhof? Das kann nichts Gutes bedeuten.

— Wo genau?

— Nahe am Zaun, fast vergraben.

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Eine vergessene Schachtel, eine vergrabene Vergangenheit, ein neugieriges Mädchen und das Schweigen wird zu schwe

Ich spürte, wie sich Angst in mir breit machte. Dinge vom Friedhof lässt man besser dort. Doch meine Neugier war stärker. Ich beschloss, dass wir sie vorsichtig öffnen würden.

Ich legte Zeitungspapier auf den Tisch, die Schachtel darauf. Das rostige Schloss knackte, als ich es aufhebelte. Im Inneren: ein samtbezogenes Etui, ein dunkler kleiner Stoffbeutel – darin… Milchzähne, ein vergilbter Ring, ein Zettel: „Aufbewahren bis zum schwarzen Tag“.

Eine vergessene Schachtel, eine vergrabene Vergangenheit, ein neugieriges Mädchen und das Schweigen wird zu schwe

Eine eisige Kälte überkam mein Herz. Es gab auch alte Geldscheine und eine gerollte Röntgenaufnahme.

Auf dem ersten Bild: ein Frauenschädel, mit einem markierten Riss. Unterschrieben: „E. Lemoine, 1989“. Der Name meines Mannes. Élise – seine Cousine, vor Jahren spurlos verschwunden.

Panik stieg in mir auf. Clara schaute mich ängstlich an.

— Geh in dein Zimmer, schau einen Zeichentrickfilm, sagte ich scharf.

Ich griff zum alten Festnetztelefon, das mein Sohn schon längst loswerden wollte, und wählte die 110. Die Polizei kam, fotografierte, nahm Protokoll auf. Clara gab ihre Aussage ab – mit schwerem Herzen.

Eine vergessene Schachtel, eine vergrabene Vergangenheit, ein neugieriges Mädchen und das Schweigen wird zu schwe

In den nächsten Tagen machten Gerüchte die Runde. Der Ring hatte meinem Mann gehört – dabei war er doch vor fünf Jahren gestorben. Wie konnte er hier landen? Eine dunkle Vergangenheit, lange begrabene Geheimnisse.

Eine Freundin rief mich an, sie weiß immer alles als Erste. Online hieß es: geheime Gräber, eine verheimlichte Beerdigung. Clara fragte mich leise:

— Oma, war Opa ein schlechter Mensch?

Ich schwieg lange.

— Er war kompliziert, sagte ich schließlich. Er hat Fehler gemacht… Fehler, die Leben zerstört haben.

Die Zeitung schrieb darüber. Die Blicke der Leute veränderten sich. In der Schule nannten sie Clara „die Totengräberin“. Die Polizei ermittelte weiter. Unter einem Baum fand man den Schädel – dreißig Jahre alt.

Eine vergessene Schachtel, eine vergrabene Vergangenheit, ein neugieriges Mädchen und das Schweigen wird zu schwe

Ich durchsuchte meine alten Unterlagen, fand ein Foto von Élise, lächelnd, mit genau dieser Schachtel in der Hand. Das Schicksal war längst besiegelt – wir hatten es nur nicht gesehen.

Ein Durchsuchungsbefehl kam. Ich musste mich meinen Zweifeln stellen. Mein Mann – hart, aber ein Mörder? Ich wusste es nicht mehr.

Am Ende fügte sich alles zusammen: Streit, Gewalt, ein Körper unter dem Zaun des Friedhofs. Und eine Vergangenheit, die ich vielleicht nie wirklich begraben kann.

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